Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser

Als Startup navigiert man sein kleines Schiff auf hoher, mitunter sehr rauer See. Unerwartete Ereignisse und Fehleinschätzungen sind an der Tagesordnung. Das macht sich früher oder später auch an den Zahlen fest. Aber wenn die negativen Effekte erst einmal in der GuV sichtbar geworden sind, ist es oft schon zu spät zum Reagieren.

Einem Investor schlechte Nachrichten zu überbringen, macht absolut keine Freude. Ein gutes Timing macht aber den großen Unterschied, inwieweit ein Investor konstruktiv auf die schlechte Nachricht reagiert. Mir ist es deutlich lieber, wenn mir eine Gründerin frühzeitig die dunklen Wolken am Horizon beschreibt und wir gemeinsam überlegen, welche Optionen das Unternehmen hat, als wenn mir ein Gründer im Nachhinein genauestens die Gründe beschreiben kann, warum das Unternehmen in eine Schieflage geraten ist.

Daher ist mir ein solides Vertrauensverhältnis zum Gründungsteam enorm wichtig. Klar, auch bei mir erzeugen schlechte Nachrichten keine Jubelschreie, aber ich freue mich, wenn Gründer mir soviel Vertrauen entgegenbringen, mir diese proaktiv mitzuteilen. Je früher, desto mehr Zeit zum Gegensteuern und desto höher, dass das Unternehmen die Krise überlebt. Und mit jeder gemeinsam gemeisterten Situation wächst das Vertrauensverhältnis.

Und keine Sorge, regelmäßige negative Nachrichten, verärgern einen professionellen Investor nicht, sie gehören einfach zur Frühphase dazu. Im Gegenteil, gibt es nur positive Nachrichten, werden Investoren eher mißtrauisch, ob das Gründerteam nicht mauert und vielleicht etwas zu verbergen hat. Kritisches Nachbohren führt dann zu erhöhtem Mißtrauen auf Gründerseite und ggf. wird dann doch (oder noch mehr) gemauert – der Beginn eines Teufelskreises.